Die Waschnuss und ihre bemerkenswerten Eigenschaften
Wofür sind Waschnüsse gut?
Waschnüsse lösen Fett und leichte Flecken mit ihren natürlichen Inhaltsstoffen genauso gut wie ein herkömmliches Waschnmittel. Dabei schonen sie die Fasern und die Farben der Textilien.
Waschnüsse sind in Europa auch unter dem Namen “Seifennuss” oder “Reetha” erhältlich. Diese sind, da ein Naturprodukt, auch für Allergiker und Neurodermitis-Patienten zum Waschen geeignet. Sie werden hauptsächlich zum Waschen von Wäsche verwendet, und im Gegensatz zu den handelsüblichen Waschmitteln schonen sie die Textilfasern und Farben Ihrer Wäsche. Die waschaktive Substanz der Nüsse ist natürlich und biologisch schnell abbaubar, deshalb ist die Verwendung sowohl umwelt- als auch hautfreundlich.
Herkunft der Waschnüsse
Waschnüsse sind die Früchte des Waschnussbaums (Sapindus saponaria), der in den tropischen und subtropischen Regionen Süd- und Mittelamerikas, sowie in Asien und in der Karibik wächst, wo sie bereits seit Jahrhunderten zum Waschen verwendet werden.
Als Frucht am Baum hat die Nuss eine orangene Farbe und ist ziemlich klebrig. Nach der Ernte im Spätjahr werden die Nüsse getrocknet. Durch die Trocknung sind sie nicht mehr klebrig und haben eine rotbraune / dunkelbraune Farbe angenommen.
Das eigentliche Geheimnis steckt in der Schale: Diese besteht nämlich bis zu 15% aus sogenannten “Saponinen” (lat. sapo = “Seife”). Diese Saponine bilden, wenn sie im Wasser bewegt und geschüttelt werden, einen seifenartigen, stabilen Schaum. Der innere, schwarze Kern ist hingegen weder zum Waschen noch für den Verzehr geeignet.
Wie wendet man sie an?
Zunächst benötigen Sie Waschnüsse (* oder ein Waschnuss-Extrakt). Diese werden normalerweise mit kleinen Stoffsäckchen oder Leinenbeutelchen geliefert. Füllen Sie das Säckchen mit 5-8 halben Schalen. Verknoten Sie es gut, damit es beim Waschen nicht aufgeht und platzieren Sie es in der Waschmaschine zwischen der Wäsche. Starten Sie dann ganz normal den Waschgang.
Die Nüsse sind grundsätzlich für alle Temperaturen geeignet. Bei höheren Temperaturen weichen die Schalen stark auf, so dass sie nach dem Waschgang entsorgt werden müssen. Wird nur bei niedrigen Temperaturen gewaschen, können die Schalen mit der Wäsche getrocknet und später für einen weiteren Waschgang verwendet werden.
Sie können so für 2-3 Waschgänge verwendet werden. Um zu testen, ob die Schalen noch einmal benutzt werden können, drücken Sie sie nach dem Waschgang leicht zusammen. Können Sie eine weiße, seifenartige Lauge herauspressen, können Sie noch für einen weiteren Waschgang verwendet werden. Schäumen sie nicht mehr, können die Schalen auf dem Kompost entsorgt werden.
Beim Waschen mit Waschnüssen muss allerdings beachtet werden, dass diese während des gesamten Waschvorgangs, also auch während der Spülgänge, Wirkstoffe an das Wasser abgeben, die dann in die Wäsche gelangen. Daher können diese Wirkstoffe durch eine Maschinenwäsche nicht vollständig aus der Wäsche entfernt werden. Falls diese Wirkstoffe eine Reizwirkung für den individuellen Allergiker entfalten, sollten die Nüsse vor dem letzten Spülgang aus der Trommel entfernt werden (Spülstopp-Taste betätigen, Wasser abpumpen lassen und dann das Säckchen mit den Nüssen entfernen). So können beim Spülen keine Wirkstoffe mehr ins Wasser gelangen.
Wirksamkeit der Waschnuss-Schalen
Die Nuss besitzt außer dem seifenähnlichen Stoff Saponin keinerlei weitere Zusatzstoffe, daher muss der Wäsche bei Bedarf zusätzliches Bleichmittel, Wasserenthärter oder Dufstoffe, z.B. in Form ätherischer Öle, beigegeben werden.
Die Waschwirkung von Waschnuss Schalen bleibt hinter der handelsüblicher Waschmittel zurück. Dies kann jedoch ausgeglichen werden, indem Sie vorhandene Flecke vor dem Waschgang mit Gallseife behandeln.
Der Duft
Mit Waschnüssen gewaschene Wäsche ist duftneutral, d.h. sie riecht nicht. Möchten Sie Ihre Wäsche duftend, müssen Sie einen entsprechenden Zusatz in die Waschmaschine geben.
Waschnüsse für die Haare
Die indische Waschnuss wird traditionell auch zum Waschen der Haare verwendet. Dazu muss man einen Waschnuss-Sud herstellen und das Saponin auskochen. Menschen, die Waschnüsse als Shampoo-Ersatz verwenden, schwören darauf. Bei der Anwendung von Waschnüssen fettet das Haar angeblich deutlich weniger und es lässt sich leichter kämmen.
Gegenstimmen
Kritiker bemängeln, dass sich die “Natürlichkeit” in Grenzen hält, denn die waschaktiven Saponine seien nicht leichter biologisch abbaubar wie die Tenside, die in handelsüblichen Waschmitteln enthalten sind. Zudem fehlen Enzyme und Bleichmittel, so dass Textilien nach einigen Wäschen vergraue. Durch das Fehlen jeglicher Entkalker müsse – zumindest bei “hartem”, also stark kalkhaltigem Wasser, zusätzlich ein Wasserenthärter in die Waschmaschine gegeben werden, um eine Verkalkung zu verhindern.
Vorteile
- Das in den Nüssen enthaltene Saponin gilt als umweltverträglich und belastet daher das Abwasser nicht. Die verbrauchten Schalen können im normalen Hausmüll entsorgt oder sogar kompostiert, da sie biologisch abbaubar sind. Und natürlich lösen sie keine allergischen Reaktionen aus, weshalb sie für Allergiker sicher eine Alternative sein können.
- Das Saponin ist den Fasern gegenüber weniger aggressiv, da keine Bleichmittel oder Weichmacher beigesetzt sind. Die Nüsse haben dennoch einen “Weichspüler-Effekt”, und die Kleidung ist nach der Wäsche geschmeidig und weich.
- Waschnüsse wachsen in der Natur. Sie benötigen also keine aufwändigen, chemischen Prozesse zur Herstellung.
- Sie sind preiswert.
- Sie können bei jeder Waschtemperatur eingesetzt werden.
- Die Reste können nach dem Gebrauch kompostiert werden. Somit entsteht keinerlei Verpackungsmüll.
Nachteile
- Hartnäckige Flecken in der Kleidung können nicht entfernt werden.
- Die Schalen enthalten keine
- bleichenden Stoffe, weshalb weiße Wäsche, die ausschließlich auf diese Weise gewaschen wird, vergraut
- Wasserenthärter, deshalb sind sie bei hartem Waschwasser nicht so effektiv
- Duftstoffe. Wer duftende Wäsche mag, wird mit ihnen nicht glücklich werden.
- Da sie nicht hier wachsen, müssen Sie über lange Strecken zu uns transportiert werden. Das belastet die Umwelt und verschlechtert die CO2-Bilanz.
- Diese Art des Waschens erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das führt leider dazu, dass die Preise steigen und sich die Bevölkerung der Herstellungsländer, die traditionell damit wäscht, die Nüsse teilweise nicht mehr leisten können.
Fazit
Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er dieser Art zu Waschen eine Chance gibt oder nicht. Unbestritten ist die Waschkraft der in der Waschnuss-Schale enthaltenen Saponine. Viele Befürworter nutzen die Schalen auch für die Körperhygiene, zum Waschen der Haare oder im Haushalt zum Reinigen von Gold- und Silberschmuck oder teilweise auch für die Spülmaschine.
Eine große Erleichterung ist definitiv für Allergiker und Neurodermitis-Patienten gegeben, denn die Nuss ist zu 100% natürlich und frei von chemischen Zusatzstoffen.
Waschnüsse im Test
Die Stiftung Warentest hat Waschnüsse getestet – leider mit enttäuschendem Ergebnis.
Vom Grundsatz her sollen Waschnüsse Textilien besonders umweltschonend waschen und als Naturprodukt die gängigen Waschchemikalien ersetzen. Laut dem Testergebnis ist dies nicht gelungen. Die Stiftung Warentest ließ Schalen und Rosskastaniengranulat gegen ein herkömmliches Waschmittel antreten. Die mit den beiden Vertretern natürlicher Waschmittel gewaschenen Textilien waren nach der 20 Wäsche stark vergraut, wobei hier die Kastanien noch schlechter abschnitten als die Nüsse.
Der Fleckentest ging ebenfalls deutlich zu Gunsten des herkömmlichen Waschmittels aus: Weder Kastanien noch Nüsse schafften es, alltägliche Verschmutzungen bei einer 40 Grad Wäsche aus den Textilien zu entfernen. Das liegt nach Angaben der Stiftung Warentest an den fehlenden schmutzknackenden Enzymen und fettlösenden Tensiden, die jedes “normale” Waschmittel besitzt.
Fazit: Leider konnten die natürlichen Waschmittel nicht überzeugen. Sogar die Ökobilanz der Waschnüsse und -kastanien ist schlechter als die eines herkömmlichen Waschmittels, da man mit Waschnüssen mehrermals wäschen muss, um Flecke einigermaßen zu entfernen. Das kostet sowohl zusätzlich Wasser als auch Energie – und damit geht auch in Sachen Ökobilanz der Punkt an das herkömmliche Waschmittel.
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